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Faksimile "Ostfriesische geschichte" Auszug aus:         [ §7  §8  §9  §10  §11  §12  §13  §14 ]

Tileman Dothias Wiarda:
Ostfriesische Geschichte
Zehnter Band, Zweite Abtheilung.
Leer 1817

....    [ Das Jahr 1813 ]

Fünftes Buch, Sechster Abschnitt

§ 12

Der Tumult hätte, würde er weiter um sich gegriffen haben, und wäre der gemeine Haufen in dem ganzen Departement aufgestanden, sehr gefährlich werden können, weil gerade zu der zeit, außer einigen holländischen Jägern, den Gensdarmes, den Präfecturgardisten und den Nationalküstenbewahrern, welchen letztere man ohnehin nicht trauen konnte, kein regulaires Militair in dem Departemente lag. Es war daher den französischen Beamten bei dem Ausbruche der Tumulte nicht wohl zu Muthe. Selbst in Aurich hielten sie sich nicht sicher, befürchteten einen Überfall und demnächst Mishandlungen. Viele von ihnen packten ihre Amtspapiere und Privatsachen ein und flüchteten nach Holland. Diese unzeitige Flucht und das von ihnen dort ausgesprengte Gerücht von gefährlichen Tumulten, ward ihnen in Paris so übel genommen, daß die mehresten von ihnen cassirt wurden.

Wie sehr sie in Aurich vor einem Aufstand und Überfall besorgt waren, gehet aus einer von dem Präfecten unter dem 25. März an sämmtliche Mairen erlassenen und gedruckten Proclamation hervor. Diese hebt sich so an:

"Der Commandant im hiesigen Departement ist davon unterrichtet, daß die Insurgenten in der gegend von Varel einen Anschlag gegen dieses Departement vorhaben sollten. Dieses hat denselben veranlaßt, die sämmtliche Gensdarmerie, und was sonst noch an Militair vorhanden ist, hieselbst in Aurich, als in dem Mittelpunkte und dem Hauptorte, zusammen zu ziehen, um nöthigenfalls alle Anfälle abzuhalten. Es darf daher niemand glauben, als wenn die bisherige Ordnung der Dinge sogar schon jetzt aufgehoben wäre, vielmehr muß alles in
statu quo erhalten werden u. s. f."

Aurich wurde in diesen beiden Tagen förmlich in Belagerungszustand gesetzt. Die Thore oder Eingänge waren besetzt, so daß Niemand in die Stadt herein kommen noch herausgehen durfte. Auch waren Piquets an den Heerstraßen anch Esens und Friedeburg ausgestellt. Laut äußerte der Präfect, sich bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen und zu dem Ende Kanonen auf die Wälle des Schlosses aufpflanzen lassen zu wollen. Einige wurden bestürzt, andere lachten über einen so thörigten Einfall. Inzwischen gingen schon am 25. März beruhigende Nachrichten ein: worauf denn der Belagerungszustand von Aurich wieder aufgehoben wurde.

An dem folgenden Tage, den 26. März, verfügte sich der Präfect an der Spitze von sämmtlichen Gensdarmes, bewaffneten Douanen und Füsiliers, die in aller Eile von Groningen herüber gekommen waren, erst nach Esens und dann nach Witmund. Da die Insurgenten bereits auseinander gegangen waren und er alles ruhig vorfand: so kehrte er schon am 27. nach Aurich zurück. Zur ferneren Erhaltung der Ruhe durchzog eine Militaircolonne noch einige Tage lang die vormaligen Ämter Friedeburg, Witmund und Esens. Übrigens mögen diese tumultuarischen Auftritte wohl die veranlassende Ursache gewesen seyn, daß der Präfect, nach einer besonderen Anweisung des Ministers des Innern, über den Geist des Volks (
l'esprit public) wenigstens monatlich berichten mußte.


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